Themawechsel: Wo die Vietnamesen scheinbar völlig schmerzfrei sind, das sind
Baugenehmigungen.Da wurde in Da Nang vor nicht so langer Zeit ein großer 4
spuriger Strandboulevard gebaut, mit vielleicht 30 bis 40m Abstand zur
bestehenden dichten Bebauung entlang dieser Straße. Und dann fingen
Investoren an, Hotels zu errichten, direkt zwischen der Straße und der
vorhandenen Bebauung. Dicht an dicht, sodass die Leute in ihren Hütten heute 3
bis 4 m vor ihrer Nase bis zu 50- stöckige Hochhäuser stehen haben. Da lobe ich
mir doch mal deutsche Stadtplaner, auch wenns da auch nicht immer geistreich
zugehen mag.
Doch zurück zum Tag. Nach dem Präsidentenpalast gab es im Präsidentenpalastcafe ein kühlendes Getränk. Noch während
es kühlte, fing es ordentlich an zu regnen. Als der Regen nachließ, waren wir noch zu sehr ins Gespräch vertieft um sofort
los zu gehen und als wir losgehen wollten, begann es wieder für eine weitere Stunde zu regnen. Insgesamt eine lange
Erfrischungspause. Die Konsequenz: Wir kauften sofort 2 Schirme. Der Effekt: das Wetter wurde sofort besser.Saigon bei
Nacht ist echt schön. Wir brauchten zwar 9 Minuten, um die besonders befahrene Strandpromenade zu überqueren, aber
der Hauptboulevard – komplett mopedfrei - war toll. Das Café im Bitexco Tower, 53. Etage, war uns zwar zu teuer um da
was zu trinken aber wir schummelten uns unter Vortäuschung des Getränkewunsches ein, machten schöne Bilder und
wurden dann nett hinauskomplimentiert. Den Getränkewunsch erfüllten wir uns dann in einer koreanischen Gaststätte, wo
es auch Nudeln mit Bolognese gab – ja, ja, eigentlich ein Sakrileg, aber ich bin noch magentechnisch vorsichtig mit Exotik.
Vielleicht morgen wieder. Schade war ein bisschen, dass die Gaststätte um 10 Uhr schloss, was so aussah, dass man uns
21.51 fragte ob wir noch was trinken möchten, 21.53 Bier und Cola brachte und 21.56 darauf hinwies, dass man jetzt
schließen würde, 1 Minute später die Rechnung brachte und 21.59 die Kellner anfingen, sich ihre Jacken anzuziehen,
Mopedhelme aufzusetzen usw.Und wir waren nicht mal die einzigen Gäste die noch da waren. Das war schon sehr abrupt.
Wenigstens konnte ich die Bierbüchse zurückgeben, die ich noch nicht mal geöffnet hatte.
Freitag, 12.10.18
2. Tag Saigon. Heut stand zunächst Chinatown auf dem Programm. Erst Thien Hau
Pagode, dann Binh Tay Market, Kho Hang Thanh ly Phong Hai haben wir
ausgelassen, Tran Hung Dao Statue, usw. usw., nur damit ihr mal seht, was für
schwere Worte ich (abschreiben) kann. Wir liefen stundenlang kreuz und quer
durch die Altstadt mit ihren Hunderten von Gaststätten, von hypermodernen
Jogurteria's über mehretagige Riesengaststätten. Klitzekleinen – am ehesten als
Suppenküchen zu bezeichnende Vietnamfood-kochstätten, bei denen das Geschirr
im Zuber auf der Straße abgewaschen wurde. Fliegende Miniküchen, also
Vietnamesen die mit Fahrrad unterwegs waren (vorn eine Kochgelegenheit
angeschraubt und das Rad vollgepackt mit koch- und essbarem Zeug) und bei
Bedarf direkt am Straßenrand Essen zubereiteten. Dazwischen Läden, Läden,
Läden. Alles wild durcheinander. Teure Klamottenläden neben billigen
Ramschläden. Dann wieder, wie im deutschen Mittelalter, 12,15,20 Läden mit
exakt den gleichen Töpfen oder Fotoapparaten oder Seidenstoffen
nebeneinander. Und alle Waren immer in solchen Mengen, als wöllte diese Stadt
die halbe Welt versorgen.
Wir gaben uns dann mit dem Ben Than Markt gleich noch das i Tüpfelchen. Riesig,
proppenvoll, Hunderte von Einzelhändlern, dicht an dicht, die Durchgänge keine
50cm breit, auf denen sich Massen an Kunden – alles Touris, denke ich, entlang
schoben. Es wurde gefeilscht wie verrückt. Wir kauften eine Hose und als wir sie
hatten (und wir verhandelten lange), waren wir voller schlechtem Gewissen, die
armen Leute auch noch so runter zu drücken. Wir drückten den Preis von 350000 Dong auf 100000 Dong. ------- um die
gleiche Hose dann in einem anderen Kaufhaus mit Festpreisen für 80000 Dong hängen zu sehen. Soviel zum schlechten
Gewissen. Übrigens sind 80000 Dong etwa 3 Euro.Überhaupt traten Läden immer mehr in den Fokus, weil ich ein Basecap
für die Glatze brauchte. Es war schwerer als gedacht, meinen Bequemlichkeitsvorstellungen und Helene Anspruch auf
Optik, plus, dass ich keine Werbung darauf haben wollte, sie keine 40 Euro kosten sollte und mir die Verkäufer nicht sehr
auf die Nerven gehen sollten, unter einen Hut zu bekommen. Helene wurde immer unruhiger, denn sie hätte versprochen
sich darum zu kümmern, dass der Vater einen Sonnenschutz auf den Kopf bekam.
Er bekam!Irgendwann war es dann mal gut mit Saigon und wir ließen uns in der Altstadt in einer Gaststätte nieder. Wir
suchten extra eine, die nicht ganz so laut war. Was gelang, bis wir das Bier hatten, dann stieg da eine nett aussehende
asiatische DJ ans Pult und machte Mucke. Also eigentlich machte sie nichts außer hinter dem Pult zu stehen und mit den
richtigen Körperteilen zu wackeln. Aber den Leuten gefiel es.
So endete unser 2. Saigontag, regenfrei aber mit den schicken neuen Schirmen im Gepäck.Irgendwie sind wir jetzt auch ein
bisschen müde, was das Rumreisen und Besichtigen anbelangt und freuen uns auf die nächste Woche und die Klinik in
Phnom Penh.
Samstag, 13.10.18
Das war ja mal ein fauler Tag. Gegen halb 10 war ich duschen, dann legte ich mich
wieder hin. Es gab einfach nichts zu tun außer Lesen. Halb 1 gab es ein Frühstück,
halb 2 im Taxi, halb 3 am Airport, um 4 good by Vietnam.Wir hatten noch genau so
viel Geld, dass es bis zum Flughafen reichen sollte, nur leider fuhr der gute Mann
so einen Umweg, dass es teurer wurde. Nun, Helene hat ihn aufgeklärt, dass das
auch kürzer gegangen wäre und er hat es widerspruchslos akzeptiert.
In Phnom Penh gleich wieder ins Taxi und gegen 7 waren wir im Hotel.Hier haben
wir dann am Pool rumgelümmelt, Chicken Curry verspeist und Büchsenbier
entsorgt.
Sonntag, 14.10.18
Die erste Nacht war gut. Irgendwann hat es mächtig geregnet, was man am
Getrommel der Tropfen auf den umliegenden Wellblechdächern laut gehört
hat.Das Frühstück war ok. Ich bin bei rohen Dingen sehr zurückhaltend. Gurke,
Salat, Tomate lasse ich lieber sein. Wurst und Käse sowieso, wenn es schon unklar
lange offen ist. Da bleibt dann am Ende das Omelett mit getoastetem Toast. Beim
Obst geht Melone und Banane. Natürlich kann man Reis, Nudeln oder Fischsuppe
essen, aber da bin ich noch nicht Asiate genug.
Dank der Wärme hält sich der Hunger eh in Grenzen.
Dann starteten wir zu der Zahnklinik. Hier in Kambodscha wimmelt es nur so von
Tuk Tuks, die es in Vietnam fast gar nicht gab. Über die Kilometerpreise hatten wir
im Hotelprospekt gelesen, dass man ca. 1 Dollar pro km planen soll. Also Tuk
Tukfahrer angehalten, Ziel gezeigt, gefragt, was es kosten soll und dann war ich ein
bisschen vorschnell mit dem Vorschlag – 1 Dollar = 1 km. So schnell wie der gute
Mann auf seinem Moped saß (das vorn am Tuk Tuk dranhängt) und losfuhr,
wusste ich, das war zu großzügig. Nun fuhren wir in die Klinik, er wartete auf uns
und brachte uns dann wieder in die Stadt zurück. Insgesamt 15 km. Am Ziel fragte
Helene was er denn haben will. Er sagte wir mögen entscheiden was wir zahlen
wollen, offensichtlich war ihm der vereinbarte Preis selbst suspekt.Aber nun hatte
ich einmal angesagt, was ich zu zahlen bereit bin und da war es mir zu blöd
wortbrüchig zu werden, zumal er nett und bescheiden war. Also bekam er die 15
Dollar – und wir wissen, ab morgen wird es billiger.Danach wanderten wir durch
die Stadt. Ich war ganz fasziniert. Ich war vor 5 Jahren hier und hatte die Stadt
ganz anders in Erinnerung. Viel ärmlicher, kaum fertige Hochhäuser, schmutziger
usw. Natürlich gibt es viele Schmutzecken, aber die Innenstadt ist viel großzügiger
angelegt als z. B. Saigon. Mehrere Parks, viele schöne Hochhäuser ohne dass diese
das Gesamtbild zu sehr dominieren. Viele schöne Gaststätten. Hat sich so viel
verändert oder trügt mich meine Erinnerung? Zu Hause muss ich dringend die
alten Fotos sichten. Dann waren wir in einem Einkaufszentrum voller Menschen
und ich denke nicht, dass das überwiegend Touris waren sondern wohlhabende
Kambodschaner. Großräumig, viele vornehme Geschäfte, viele Spielgeräte für
Kinder, haufenweise schicke Fastfoodläden. 5 Dollar für ein Essen scheint normal
zu sein, Eisläden, Cafés ….. irgendwie alles nicht wie in einem Entwicklungsland.
Gibt es doch schon eine so deutliche Mittelschicht? Hatte ich nicht erwartet.Was
aber wieder zutraf – Erfahrung von vor 5 Jahren: beinahe immer, wenn ich zufällig
Blickkontakt mit einem Einheimischen hatte, fing dieser an freundlich zu lächeln.
Und an mir allein kann es nicht liegen, denn in Vietnam war das nicht so. Nicht
nur, dass die Vietnamesen einem nur selten in die Augen schauen, ein Lächeln
wird daraus fast nie.Im Kaufhaus schauten wir uns auch die Lebensmittelabteilung
an. Wie fast überall auf der Welt, war fast alles teurer als in Deutschland. Hier
können die einfachen Leute sicher nicht einkaufen. Aber wir. Und wir taten es.
Süßes, Obst, Saft und Bier. Was der Mensch halt so braucht.Vollbepackt mit
Plastetüten schnappten wir uns für den 1 Km zum Hotel
ein Tuk Tuk. Am Ziel gaben wir ihm 1 Dollar. Aber wir lagen wieder falsch. Dieses Mal war es ihm zu wenig und da wir nichts
drauflegen wollten, gab er uns herablassend den Dollar zurück und fuhr ab. Auch eine unerwartete Reaktion. Den Rest des
Tages verbrachten wir mit Poolgesprächen, Bier und Abendbrot beim Inder.So und nun sind wir echt neugierig auf den
ersten Arbeitstag.
Montag, 15.10.18
Erster Arbeitstag. Wecken war schon 6.15, weil wir ja 7.45 dort sein wollten. Wir
waren die Ersten, dann kam ein weiterer deutscher Kollege, der schon 2 Wochen
hier ist. Dann trudelten die Helferinnen ein und dreiviertel 9 auch die Managerin.
Ab halb 9 gab es die ersten Patienten, die reichten dann bis 11. Dann war Schluss
und ich sauer. Klar, heut ist irgend so ein kambotschanischer Feiertag aber
dennoch. Also schrieb ich gleich mal eine Mail an Ulf in Hamburg, den
Vereinsvorsitzenden. Ergebnis: 20 min später entdeckte uns die Managerin
plötzlich, kam zu uns, begrüßte uns, erzählte uns einiges über das Projekt und das
es morgen in die Slums geht zum Arbeiten.
Dazu wortreiche Entschuldigungen, warum es nicht mehr Patienten gibt. Na gut,
war ich erst mal ein wenig besänftigt und warte mal die nächsten Tage ab. Was
bleibt mir auch weiter übrig.Wir schoben uns im Tuk Tuk wieder quer durch die
Stadt. Es ist immer wieder erstaunlich, die Fahrer können offensichtlich keine
Karten lesen. Ich zeige Ihnen schon auf dem Handy wo wir sind, wo es lang geht
(blaue Linie), wo wir hinwollen. Sie nehmen das Handy, vergrößern, verkleinern,
zeigen aufs Ziel, sagen was, vergrößern wieder, verkleinern wieder usw. usw. Heut
hab ich dann 2x das Handy weggenommen und rigoros gezeigt er solle los fahren
und ich zeige ihm wo es lang geht. Das war vor 5 Jahren auch schon so, aber da
dachte ich noch, die Tuk Tuks fahren vielleicht nur in ihren Vierteln und kennen
nicht die ganze Stadt. Nur die haben ja alle selber Handys.Auch beim Preis – sie
wissen offensichtlich nicht wo ich hin will, aber sie sagen erst Mal - 5 Dollar. Aber
bei den Preisen sind wir jetzt fit.Nun hoffen wir auf Morgen.
Dienstag 16.10.18
So ein erlebnisreicher Tag !
Gegen 8.18 waren wir in der Klinik. Es sollte in einen Slum gehen. Ins Slum fahren
bedeutete, dass uns ein Tuk tuk quer durch die Stadt brachte, bis in eine
Wellblechdachsiedlung, ganz in der Nähe unseres Hotels. Die Straßen waren
schmal- Tuk Tuk - Breite, viele Menschen auf engstem Raum. Ich schätze, da
wohnen schon mal 10 Menschen auf 10 qm. Überall Kinder, Frauen die kochen
oder Wäsche waschen. Die Wege waren einigermaßen sauber, aber hinter jeder
Ecke Berge von Müll.Dort war das Projekt, sowas wie eine Schule, in der mehrere
Klassen voll Kinder täglich unterrichtet wurden.
Jeweils 1,5 Stunden pro Klasse am Tag. Englisch, Kunst, Leben -so etwa. Es gab
einen Raum als Klassenzimmer und ein Klo. (wohl 100 Dollar im Monat Miete).
Wir bauten auf und gegen 9.15 ging es los. Mittag gab es eine Pause und dann
kam die nächste Klasse.Es ging ziemlich zur Sache. 2 mobile Einheiten, 1
Absaugung, 2 Stühle. Jeder behandelte ca. 25 Patienten, überwiegend Kinder. Es
wurde viel extrahiert und einige Füllungen gemacht. Die Bedingungen waren
einfach. Mal ging das Wasser nicht, mal die Bohrmaschine, das Licht war
suboptimal, die Assistenz unerfahren (alles Studenten).
Viele runtergefaulte Zähne, manche Kinder hatten keinen intakten Zahn,
manchmal gingen die Milchies grad noch, aber die bleibenden Molaren dahinter
waren komplett weggefault – bei 10 jährigen. Alle waren ganz tapfer. Es macht
mutlos, weil man nicht weiß wo man anfangen soll. Die Kinder waren aufgeregt,
neugierig, fröhlich, tapfer, cool.Es war unglaublich warm, trotz mehrerer
Lüfter.Gegen 4 waren wir fertig, ab nach Hause, Pool, duschen. Dann gingen wir
noch mal an dem Klassenzimmer vorbei, schauten eine Weile dem Unterricht zu,
fuhren in die Stadt an den Fluss, setzten uns ins Le Moon, eine Bar mit Blick auf
die Uferpromenade, geradezu mondän und ließen den Tag sacken.Auch wenn es
irgendwie aussichtslos ist, für solche Tage lohnt es sich, hergekommen zu sein.
Mittwoch 17.10.18
Geweckt wurde ich gegen 5 von irgendeinem undefinierbaren Geräusch. Musik,
aber auch wieder nicht. Erst dachte ich, da nervt einer im Nachbarzimmer schon
früh am Morgen mit lautem Fernseher, aber nein – es waren die Mönche. Ein ewig
wiederkehrender Singsang, monoton und unmelodisch schallte es stundenlang
aus der nahegelegenen Pagode herauf. Warum sie den per Megaphon in Muezzin
Manier nach außen projizieren mussten, kann ich nicht sagen.
Na jedenfalls half es beim Aufstehen.
Gegen 8.15 in der Klinik erwartete uns ein Pulk Menschen. Genug für einen
Zahnarzt, um sich eine ganze Weile die Zeit zu vertreiben. Für zwei noch ok, aber
da wir zu Dritt waren, ging es dann doch schneller, als uns recht war. Wir
versuchten, möglichst viel bei den Patienten zu machen, was aber bei Kindern auf
Grenzen stößt.
Auffällig ist immer wieder, dass es überhaupt kein Bewusstsein für die Zähne gibt.
Wiederholt hatten wir Erwachsende dabei, die eigentlich nur mal ein Check up
wollten, kein Gebohre. Und das, obgleich ein hoher und deutlich sichtbarer Bedarf
da war. Da hilft dann unsere ganze Hilfsbereitschaft wenig. Wollen müssen sie ja
selbst.Am Ende waren es dann doch wieder eine ganze Reihe gezogener Zähne
und einige Füllungen.
Am Nachmittag durchstreiften wir die Vorstadt auf der Suche nach dem Projekt, in
welchem ich vor 5 Jahren gearbeitet habe. Erfolglos. Die Stadt ist unglaublich
unübersichtlich und verwinkelt. Manche Straßennummern wurden mehrfach
vergeben. Die Namensübersetzungen der Pagoden – der eigentlichen
Anhaltspunkte – unterscheiden sich von Google zu maps.me zum Reiseführer usw.
Wir haben unendlich viel pulsierendes Leben gesehen. Man hat das Gefühl, jeder
lebt hier vom Handel oder fährt Tuk Tuk oder Moped. Schicke Häuser stehen in
unmittelbarer Nachbarschaft zu armseligen Blechhüttensiedlungen. Wenn keine
Lebensmittel verkauft werden, wird gekocht oder Massagen angeboten.
Interessant sind auch die Handwerksstraßen. Gestern fanden wir eine, da
siedelten auf 200m mindestens 8 Zahnärzte. Die haben in der Regel in einer
Garage einen Glaskasten zu stehen, 4x5 m vielleicht und da drin ist die ganze
Praxis. 1 Stuhl, eine Wartecouch, Steri, Röntgen… Alles kuschlig beieinander. Oder
in der Möbelstraße. Da sind schon mal 50 oder mehr Möbelhersteller beieinander.
Reifendienst, Bauschlosserei, Baumärkte usw., die Gewerke treten meist im Rudel
auf.Zurück im Hotel war eine Stunde Poolpause – daran kann man sich
gewöhnen.Am Abend erlebten wir eine wirklich faszinierende Vorstellung
kambodschanischen, traditionellen Tanzes im Nationalmuseum.Und am Ende
wurden es dann noch 2 Bier in einer kleinen Bar nahe dem Hotel. Ich frag mich,
was trinkt man hier, wenn man kein Bier trinkt. Die nichtalkoholischen Getränke
sind alle sehr süß, bleibt also nur Wasser, na und Cola vielleicht. Da bleib ich mal
bei Bier.
Donnerstag 18.10.18
Langsam gewöhne ich mich an das Frühstück. Es ist in der Tat nicht schlecht, nur
vieles sehr ungewohnt und da ich hier kein frisches Gemüse esse, auch
eingeschränkt. Aber es gibt Rührei, Toast und Kaffee, das geht immer.8.15 in der
Klinik. Der Arbeitsumfang war wieder nicht befriedigend. Wir sind einfach zu viele
Zahnärzte in der kleinen Einrichtung.Einziger Lichtblick: mein Meckern scheint
insofern Früchte zu tragen, als dass wir jetzt ab morgen fast jeden Tag auf Mission
gehen, also Außeneinsätze machen. Das ist ja genau das, was ich will.
Die Heimfahrt war wieder ein Erlebnis. Heut mal ein registrierter Tuk Tuk Fahrer,
mit 2 Handys – und null Chance, ihm klar zu machen, wohin wir wollten. Selbst als
wir uns sein Handy schnappten und ihm die Adresse eingaben, incl. Wegführung,
scrollte er darauf rum, bis ganz Kambotscha nur noch als Fleck auf der Weltkarte
zu erkennen war – und dachte nach – oder was auch immer da bioelektrisch so
passierte. Dieses Volk ist fast immer sehr freundlich, höflich, lächelt, aber Karte
lesen geht gar nicht. Wir sagten dann mit strenger Stimme: fahr! Und er fuhr so,
wie wir es wollten.Am Nachmittag trennten wir uns, ich glaube das erste Mal in
der Zeit. Helene wollte mal in Ruhe tun, was Frauen ebenso tun – die Mall
durchstöbern ohne mich im Schlepptau zu haben. Also blieb ich im Hotel und
passte auf den Pool auf.
Dann hatten wir eine Audienz beim Herrn Norodom Sihamoni. Na ja, er hat es
nicht bemerkt, aber wir haben uns den Königspalast angesehen. Ob der König da
war?? Keine Ahnung.
Danach liefen wir wieder quer durch die Stadt, nahmen das Gewimmel wahr,
überquerten Straßen und gratulierten uns immer mal wieder, dass wir überlebt
haben. Straße überqueren könnte ein echtes Hobby werden. Nicht hochgefährlich,
aber immer mit einem Kribbeln im Bauch, Adrenalinausstoß und am Ende das
Erfolgserlebnis. Wir landeten an dem Hotel, welches wir ab Sonntag beziehen
wollen. Schicker Kasten, schöne Rooftopbar. Wir testeten sie sicherheitshalber
gleich aus.Zu guter Letzt beschlossen wir, heut wiedermal ordentlich Khmer zu
essen. Mein Essen war nicht unlecker, aber sehr scharf. Ich hab ganz schön
gelitten und Helene mag so scharf nicht. Also beließ sie es beim kosten. Dann
schob mir Helene ihren halbvollen Teller rüber. Ich dachte sie ist
satt, also werde ich mal die Reste beseitigen. Zum Liegenlassen war es zu lecker. Helene lies es geschehen – um mir auf
dem Heimweg zu erzählen, dass sie schon noch hungrig ist, weil ich, statt nur zu kosten, alles aufgegessen hatte.Beim
Essen buchten wir dann noch den Flug für morgen nach Siem Reap. Eigentlich wollten wir mit dem Bus fahren (6 Stunden),
aber da der morgige Einsatz von 7 bis 16 Uhr geplant ist, blieb nur der Flug, um da abends auch noch hin zu kommen.
Freitag, 19.10.18
Heute war es wieder sehr ordentlich. Um 6 aufstehen um gefrühstückt um 7 in der
Klinik zu sein. Ausrüstung in ein Tuk Tuk gepackt, zweites Tuk Tuk für uns
Langnasen, dazu die Chefin und 3 Studenten, also 4 Mopeds, so startete der
Konvoi. Nach ca. 30 Minuten Fahrt, mehreren Stopps und ausführlichen
Diskussionen auf Khmer, warteten wir an einer Tanke, bis jemand von der Schule
kam und uns abholte. Die Adresse war für unsere Tuk Tuk Fahrer einfach nicht
auffindbar.Als wir dann ankamen, wo wir hin wollten, waren wir unglaubliche 500
m von der Klinik entfernt.
Einmal im Kreis durch die halbe Stadt. Schon putzig.Wir bauten auf und dann
wurden – abzüglich einer Mittagspause, Zähne gezogen und Füllungen gemacht,
dass es nur so flutschte. Unsere kleine Managerin hatte das super im Griff. 2
unserer 3 Studenten waren superfleißig, jetzt auch schon eingespielt und
wissbegierig, sodass wir gleich noch bisschen Wissen vermitteln konnten.
Schluss war gegen 4, abfahren konnten wir aber erst gegen 5, weil es so stark
regnete, dass die Straßen teils 30 cm überschwemmt waren. Da unser Flieger nach
Siem Reap – unserem Wochenendausflug - aber eh 2 Stunden Verspätung hatte,
konnten wir auch dann noch ganz entspannt bleiben, als uns ein Tuk Tuk durch
brutal verstopfte Straßen zum Flughafen brachte.
Samstag, 20.10.18
9.00 holte uns ein Tuk Tuk ab und brachte uns zu einer der größten
Tempelanlagen der Welt. 12 Euro kostete uns der Begleiter für den ganzen Tag, ich
bezahlte gleich zu Beginn und gab 4 Euro Trinkgeld und es kam, wie es kommen
sollte, wir wurden den ganzen Tag vorzüglich betreut. Cool war der Moment, wo er
einen 12er Pack kleine Wasserflaschen kaufte und samt einem Eisblock in seine
Kühltasche stopfte, um uns dann ständig mit wunderbarem eiskaltem Wasser zu
versorgen. Wenn wir so eine Wasserflasche bisher kauften, kostete sie immer
zwischen einem viertel und halbem Dollar. Er bezahlte 1 Dollar für alle 12.
Über die Tempelbesichtigung sagen die Fotos mehr als Worte.
heute
vor 5 Jahren